Geschichte deS Weissenseer Karnevalsvereins
Liebe Karnevalfreunde, werte Leserinnen und Leser, selbst vier Jahre nach der Wende erschien uns sehr Vieles noch als Neuland und so hatte man vielerorts nicht den Mut und die Erfahrung, sich an Dinge wie Vereinsgründung heranzuwagen. Denn „wohlbehütet“ im Sozialismus kamen wir doch alle aus Clubs und Betriebssportgemeinschaften oder, wie der Weißenseer Karnevalverein, aus dem Club der Werktätigen und dem späteren Weißenseer Carneval Club. Doch nach der Wende sollte auch diese Ära zu Ende gehen. Der einzige intakte Saal, den wir in Weißensee noch hatten, wurde vom neuen „Okay-Markt“ okkupiert und so hielt auch in Weißensee die bundesdeutsche Einkaufsmentalität Einzug und man musste notgedrungen, um noch ein wenig Fasching in Weißensee feiern zu können, in das alte Schützenhaus ausweichen und eben improvisieren. Doch sollte dies nun das Ende sein vom Karneval in Weißensee?? Nein! Diese Vermutung war weit gefehlt. Nach kurzer und intensiver Vorbereitung war es am 01.06.1994 dann soweit und der Weißenseer Karneval Verein e.V. wurde im Kulturraum des ehemaligen Molkereimuseums von einer Hand voll Enthusiasten gegründet und fortan ging es mit Spaß und Frohsinn in der fünften Jahreszeit in Weißensee weiter. Natürlich waren die Gründungsmitglieder des WKV nicht karnevalistisch unbeleckt, haben sie doch schon viele Jahre in Weißensee für Spaß und gute Laune gesorgt, aber auch viele Missstände auf‘s Korn genommen. Die Rede ist hier von den bei der Gründung anwesenden Personen: Reinhard Letz, Annegret Stolle, Monika Schulze, Peter Albach, Anke Debernitz, Helmut Geffe, Gerhard Debernitz, Gerhard Palm, Cathrin Letz, Jürgen Berger, Bernd Rüdiger, Uwe Zacher, Bernd Otto, Christian Ziernberg, Monika Gärtner, Willi Schnürer, Hans-Georg Damm, Horst Hemme, Fritz Walter Alperstedt, Thomas Brandt, Andreas Dreistein und Karl-Heinz Stoschek. Sie kamen zum Teil aus dem ehemaligen Elferrat des WCC und dem Männerballett. Sie wollten es sich nicht nehmen lassen, auch weiterhin die Weißenseer Narren mit ihren Späßen zu erfreuen und so startete der WKV am 11.11.1994 in seine erste karnevalistische Saison mit Rathaussturm und Allem, was dazu gehört. Auch wenn wir die erste Abendveranstaltung im Palmbaumsaal mit nur etwa 70 verkauften Karten starteten, fasste unser Saal doch damals noch ca. 200 Gäste. Unser Präsident R. Letz war jedoch pfiffig und verschenkte noch ein paar Eintrittskarten. Galt es doch erst einmal, den Saal zu füllen und dem Weißenseer zu zeigen, dass der Karneval in Weißensee noch lebte. Natürlich wurden wir alle Zeit von den Gastwirten des Palmbaums unterstützt, solange es hier noch einen Wirt gab. Denn allein waren solche großen Veranstaltungen für den jungen WKV nicht zu stemmen. Auch neue Tanzgruppen wurden gegründet, ehemalige Tänzerinnen und Tänzer kamen wieder, Tänzerinnen wurden zu Trainerinnen. So stieg von Jahr zu Jahr die Zahl der Mitglieder im WKV stetig an. Und nicht nur die Mitgliederzahlen stiegen, nein, auch die der Besucher unserer Veranstaltungen. Es sprach sich eben schnell herum, welch gutes Programm jedes Jahr vom WKV auf die Beine gestellt wurde. So konnte man sich doch an Gardetanz, Damenballett, Kindergarde und so manchem Sketsch erfreuen, wie z.B. Talk vor der Burg, der Müllabfuhr vom WKV (R. Letz), oder auch dem blauen Kanal, in dem unser Präsident R. Letz die Missstände in Weißensee in Wort und Bild auf‘s Korn nahm. Und so entwickelte sich der WKV zu einem Verein, der nicht nur in der fünften Jahreszeit auf sich aufmerksam machte. Knüpften wir doch auch an alte Traditionen an und organisierten ein Maifeuer am Gondelteich. Zunächst mit einem kleinen Bierwagen und riesigen Feuer auf dem heutigen Parkplatz am Gondelteich. Auch heute gibt es diese Traditionsveranstaltung noch, mittlerweile zu einem Fest mutiert mit Festzelt, Tanz in den Mai und Fackelumzug für unsere Kinder. Ebenso wurde das Tanzgruppentreffen, welches wir 16 Jahre zum Wasserfestsonntag am Gondelteich durchführten, schnell über die Kreisgrenzen hinaus bekannt und erfreute sich großer Beliebtheit bei den Tanzgruppen der Vereine. Im Jahr 1997 mussten wir einen Tiefschlag hinnehmen, so verunglückte unser Vorstands- und Elferratsmitglied K.-H. Stoschek bei einem Verkehrsunfall am 26.08.1997 tödlich. Weiter vom Unheil verfolgt, traf es uns mit voller Härte am 03.03.1998, wenige Tage nach unserer gelungenen Saison, als auch unser Präsident R. Letz durch einen tragischen Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen wurde. Es musste weitergehen im Vereinsleben des WKV und so führte unser damaliger Vizepräsident G. Palm mit dem verbliebenen Vorstand die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl im Mai 1998 weiter. Doch weder von unserem neu gewähltem Vorstand (G. Palm Vizepr., U. Hammer Präsid., P. Gärtner Orgl. und A. Hemme Finanzen) und auch nicht vom Elferrat traute sich Jemand so richtig, die Moderation der Veranstaltungen zu übernehmen und so gelang es uns doch, einen altbekannten Jecken in unser Narrenschiff als Sitzungspräsidenten zurückzuholen, Karnevalfreund G. Ziernberg. Er verstand es mit Bravur und in alter Manier, unsere Sitzungen im Palmbaumsaal mit Leben zu erfüllen. Natürlich ging es auch in den kommenden Jahren voran mit dem WKV und man konnte sehen, wie aus einer Kindergarde eine Jugendtanzgruppe heranwuchs, wie z.B. die Hot Chicas, oder wie sich aus jungen Mädchen und Frauen ein Damenballett entwickelt hat, wie Tanzmariechen zu Teenagern wurden, um nur Einiges zu nennen. Im Jahr 2000 gründeten einige Frauen der Frauensportgruppe die heute so bekannte Weiberfasnacht. Seit nun vielen, vielen Jahren unterhalten eine Hand voll Frauen einen meist ausverkauften Saal voller feierwütiger Frauen und Mädchen. Ein Spektakel, welches weit über die Stadtgrenzen bekannt ist und die Karten hierfür heißbegehrt sind. Im Jahr 2004 steuerten wir einem großen Etappenziel entgegen und dieses hieß: „10 Jahre WKV in Weißensee“ und wir feierten es mit einer Veranstaltung, die Seinesgleichen suchte, wie z.B. mit neuer Sketschgruppe als junge Pioniere sozialistische Vergangenheit und der Saal sang mit. Im Jahr 2005 mussten wir wieder einen Schlag hinnehmen. Tief betroffen mussten wir am 06.12.2005 die Nachricht vom Tod unseres Bänkelsängers und Vizepräsidenten G. Palm verarbeiten. Er als Gründungsmitglied und Vizepräsident von 1994 bis 2005, schrieb maßgeblich an der Geschichte des WKV mit. Der WKV wuchs bis heute zu einem Verein heran, der sich verantwortlich zeigt für viele kulturelle Veranstaltungen in unserer Heimatstadt. So nahm die Entwicklung des WKV seinen Lauf, wie auch in anderen Vereinen der Stadt. Die Einen gingen, die Anderen kamen. So ist leider der Lauf der Dinge. Im Jahr 2008 übernahm Karnevalfreund J. Rüdiger als Präsident die Geschicke des WKV. Längst zu einer Größe im Karneval herangewachsen, führt er nun den WKV auf seinen Kurs, gemeinsam mit seinem Vorstand und Elferrat sowie der Unterstützung aller Mitglieder weiter zum nächsten großen Etappenziel, welches nun heißt: „20 Jahre WKV“. Ich könnte sicher noch viel mehr vom Leben im WKV berichten, von Höhen und Tiefen in zwei Jahrzehnten, von kleinen und großen Zwistigkeiten. Aber diese Dinge gehören zum Leben im Verein so wie Konfetti im Bierglas, Luftschlangen im Haar, Kussfreiheit und Eifersucht! Doch möchte ich es nun keinesfalls versäumen, mich bei all unseren Wegbegleitern und Sponsoren der zurückliegenden 20 Jahre ganz herzlich zu bedanken. Natürlich auch bei all unseren Aktiven auf, vor und hinter der Bühne. Mir bleibt nur noch, all unseren Vereinsmitgliedern (Tanzgruppen, Büttenrednern, Sketschgruppen, Tanzmariechen, Trainerinnen) weiterhin alles Gute und viel Glück für die nächsten zehn Jahre zu wünschen, bis es dann heißt: „30 Jahre WKV, Weißensee Helau!" - Euer Sitzungspräsident des WKV, Uwe Hammer